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AUSSTELLUNG
Edita Schubert:
Profusion
Kuratiert von
David Crowley
Eröffnung: December 13, 2025

Ich musste das Messer in die Leinwand rammen – diese gespannte Fläche ging mir einfach auf die Nerven. Darauf sollte ich mit dem Pinsel über etwas sprechen – ausgerechnet mit dem Pinsel.
Ich habe das Messer in die Leinwand gestochen, anstelle des Pinsels.
Edita Schubert, 2000
Edita Schubert: Fülle im Muzeum Susch zeigt einen umfassenden Überblick über Schuberts Werk – von frühen Gemälden bis hin zu den raumgreifenden Installationen aus der letzten Phase ihrer Karriere.
Edita Schubert war eine aussergewöhnlich produktive und einfallsreiche Künstlerin, die von den frühen 1970er-Jahren bis zu ihrem frühen Tod im Jahr 2001 ein umfangreiches Œuvre geschaffen hat. Als bedeutende Persönlichkeit der kroatischen und jugoslawischen Kunst nahm sie an der Biennale von Venedig und der Biennale von Sydney (beide 1982) teil und stellte in Galerien und Museen in Österreich, den USA sowie häufig in ganz Jugoslawien aus. Dennoch ist ihr Werk heute vergleichsweise wenig bekannt. Im Dezember 2025 präsentiert das Muzeum Susch die erste grosseRetrospektive ihres Schaffens ausserhalb Kroatiens.

Schuberts Œuvre ist bemerkenswert vielfältig. Es reicht von wegweisenden Auseinandersetzungen mit der Beziehung des Menschen zur Natur in den 1970er-Jahren über kraftvolle Gemälde im Geist der Transavantgarde der 1980er bis hin zu Collagen, die in den 1990ern die Brutalität des Krieges reflektieren. Der Kunstkritiker Ješa Denegri stellte sie 1985, nach der strengen Ästhetik des Konzeptualismus der 1970er-Jahre, an die Spitze einer neuen Richtung in der jugoslawischen Kunst; sie habe, so Denegri, eine „Praxis der Fülle“ angeboten.
Die Breite ihres künstlerischen Ausdrucks – Skulptur, Malerei, Performance, Installation – scheint das „postmediale“ Zeitalter der Gegenwartskunst vorwegzunehmen. Doch im Zusammenspiel der Werke offenbaren sich starke Linien der Verbindung und Kontinuität, oft auf intime Weise.

Selbstporträts durchziehen die Ausstellung, wenn auch nicht immer in klassischer Form. Ein Gemälde einer Tür oder eines Treppenaufgangs kann als eine Meditation über ihr Leben als Künstlerin gelesen werden. In ihren späteren Werken – Selbstbildnissen verschiedenster Art – finden sich tiefgründige Reflexionen über Erinnerung, Identität und Vergänglichkeit.
Die Ausstellung erstreckt sich über zwölf Galerieräume im Muzeum Susch und greift auf Schuberts eigene Installationspraktiken zurück, etwa Doorways, erstmals 1978 in der Galerija SC in Zagreb gezeigt, oder Horizon, ihre letzte Installation, die 2000 in der Križić Roban Gallery in Zagreb präsentiert wurde und in der die Besucher*inneneingeladen waren, über fotografische Panoramen in ortsspezifische Erinnerungen einzutauchen.
Diese Ausstellung ist Teil des fortlaufenden Engagements des Muzeum Susch, das Werk von Künstlerinnen aus Mittel- und Osteuropa zu erforschen und zu präsentieren, mit dem Ziel, eine vollständigere und inklusivere Geschichte der modernen und zeitgenössischen Kunst zu erzählen. Begleitend erscheint ein umfangreicher Katalog, herausgegeben in Zusammenarbeit mit Hatje Cantz, mit neuen Essays führender Autor*innen wie Lina Džuverović, Meghan Forbes, Maja Fowkes, Marko Ilić, Klara Kemp-Welch, Marika Kuźmicz und Bojana Pejić sowie einem Schlüsseltext der wichtigsten Schubert-Expertin, der Kunsthistorikerin Leonida Kovač.

Edita Schubert wurde 1947 in Virovitica, Kroatien, geboren. 1971 schloss sie ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Zagreb (Klasse von Miljenko Stančić) ab. Von 1972 bis 2001 war sie als Zeichnerin am Lehrstuhl für Anatomie und Klinische Anatomie der Medizinischen Fakultät der Universität Zagreb tätig. Zu Beginn arbeitete sie hyperrealistisch, später entwickelte sie Installationen mit einer magischen Spannung aus einfachen Materialien wie Blättern, Stoff und Sand, kombiniert mit bemalten Flächen. In den 1980er-Jahren stand ihr Werk in Verbindung mit mehreren Strömungen, vor allem der Transavantgarde und ihrer lokalen Ausprägung Nova Slika. Ende der 1980er-Jahre malte sie farbintensive Kompositionen im Geist der Neuen Geometrie und begann, auf der Suche nach einer Verbindung zwischen individueller Wirklichkeit und grösserem Kontext, mit raumbezogenen Installationen. Bereits Ende der 1970er-Jahre begann sie auch mit Fotografie zu arbeiten. Sie hatte Einzelausstellungen und war auf bedeutenden internationalen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst vertreten, wie der Biennale von Sydney und der Biennale von Venedig (1982). Sie starb 2001 im Alter von 54 Jahren.
David Crowley ist ein in Dublin lebender Historiker und Kurator mit langjährigem Interesse an der modernen Kunst Mittel- und Osteuropas. Er kuratierte u. a. Cold War Modern im Victoria and Albert Museum, London (2008–09, mit Jane Pavitt), Sounding the Body Electric. Experimental Art and Music in Eastern Europe im Muzeum Sztuki in Łódź (2012) und bei Calvert 22 in London (2013) sowie Notes from the Underground. Music and Alternative Art in Eastern Europe, 1968–1994 im Muzeum Sztuki in Łódź (2017) und der Akademie der Künste in Berlin (2018, beide mit Daniel Muzyczuk). Seine Ausstellung Henryk Stażewski: Late Style wurde 2023 im Muzeum Sztuki in Łódź gezeigt.
International press:
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Sara Kietzmann: sara@suttoncomms.com