Acziun Susch › Frühere Residenzen › Rahel Spöhrer / CH

19.-24.08.2022

Rahel Spöhrer / Schweiz 

Acziun Susch empfängt Rahel Spöhrer im August zu einem kurzen Forschungsrezidenz. 

Hosting in Times of Exhaustion and Hostility

Künstlerische, kuratorische und dramaturgische Praktiken der Gastfreund:innenschaft und des “Hostings” (vom Lateinischen “hospitalis” “gastfreundlich”, “zur Gastwirt:in gehören”) sind, von ambivalenten Handlungen geprägt: Sie implizieren Gesten des Ein- und Ausschlusses, Einladungen, wie auch Absagen an Kollaborateur:innen, Besucher:innen und Künstler:innen, die ihren bisherigen Kontext verlassen und neu in Beziehung gesetzt werden. Wie gehen Künstler:innen und Kurator.innen als Gastgeber:innen mit dem damit verbundenen Gatekeeping und Machtstrukturen um? Wie können Praktiken des Hostings verhandelt und regenerierend wirksam werden in erschöpfenden Systemen und Politiken der Feindseligkeit (hostile environments).

In der Residenz erforscht Rahel Spöhrer wie Politiken, Ökonomien, Ethiken und Ambivalenzen von Gastgeber:innenschaft und Hosting in künstlerischen Praktiken erfahren und ausgelotet werden; wie sich die Rolle der Dramaturg:in verändert, wenn sie als Gastgeber:in und Host verstanden wird; wie Kurator:innen Offenheit für ungeladene Gäste, unkontrollierbare Materie und unvorhersehbare Relations- und Bedeutungsgefüge üben. Die Recherche fragt nach dem Verhältnis von Gast und Host, nach politischen und ökonomischen Bedingungen und Grenze von Gastfreund:innenschaft in Zeiten von globalen Konflikten, rigiden Grenzpolitiken und erschöpfenden, extraktivistischen Produktionsweisen; fängt weiter danach wie es möglich ist im Feld der Kunst Differenzen auszuhalten, Ressourcen umzuverteilen und divergierende Temporalitäten zuzulassen.

Das Rechercheprojekt wird ermöglicht und gefördert von #TakeHeart, Fonds Darstellende Künste im Rahmen von Neustart Kultur und findet statt im Gespräch und Austausch der Künstler:innen, Produzent:innen, Dramaturg:innen und Kurator:innen Anneliese Ostertag, Sofie Luckhardt, Anastasiia Antonenko und Rahel Spöhrer

Mit freundlicher Genehmigung von Rahel Spöhrer. Foto: Lorenz Widmaier
Mit freundlicher Genehmigung von Rahel Spöhrer. Foto: Lorenz Widmaier


Rahel Spöhrer ist Dramaturgin, Dozentin und Kuratorin und arbeitet an den Schnittstellen von Theater, Performance und bildender Kunst. In ihrer dramaturgischen und kuratorischen Tätigkeit, steht die Fragen nach Berührungsweisen, Intimitäten und haptischen Ästhetiken im Vordergrund; Ethiken, wie auch die Aushandlung von Nähe- und Dinstanzverhältnissen spielen eine zentrale Rolle. Zu diesem Thema konzipierte Sie zusammen mit Belle Santos, Anneliese Ostertag und Sofie Luckhardt 2021 die Veranstaltungsreihe „h a p t i c a f f i n i t i e s - an online study group on touch and intimacy in the arts“. An der Athens School of fine Arts (ASFA) gibt sie seit 2019 Workshops zu künstlerischer Forschung und Inszenierungsweisen von Intimität und ist seit 2020 Teil des Leitungsteams „Future Art Education“, ein Forschungsprojekt zu der Frage interdisziplinärer Lehre und kritischer Pädagogik an Kunsthochschulen. Sie ist Mitbegründerin der Performancegruppe THE AGENCY, die seit 2015 immersive Performances entwickelt, die international gezeigt werden. In diesem Rahmen arbeitete Rahel bis 2021 als künstlerische Leiterin und Dramaturgin. Die Arbeiten von THE AGENCY waren u.a. an den Münchner Kammerspielen, dem Haus der Berliner Festspiele und der Volksbühne Berlin, an der Gessnerallee Zürich zu sehen und zuletzt am Theater Neumarkt in Zürich.

2019 war Rahel Stipendiatin an der Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund und forscht dort zum Thema “Mixed feelings on demand“ zu der medialen Vermitteltheit von Berührung, Affekt und Intimität.

Seit 2020 ist Rahel Spöhrer kuratorische Leitung des artsprogram der Zeppelin Universität und ist Teil europäischen Forschungprojekt FEINART, welches nach der Zukunft unabhängiger Kunstorganisarionen in Zeiten sozial engagierter Kunst fragt.