MUZEUM SUSCH:
ALPINE LABORATORY
Hrsg. von Jennifer Higgie.
Mit Photographien von Hélène Binet
Designed by Julia Born
Mit Texten von Chloe Aridjis, Kirsty Bell, Brian Dillon, Mareike Dittmer, Pawel Gozlinski, Siri Hustvedt, Alice Rawsthorn & Chasper Schmidlin
Description
"Dies sind Geschichten von Ausgrabungen: nicht nur aus dem Fels und der Erde, sondern auch aus den Tiefen der Zeit, aus Folklore und Architektur, von den vielfältigen Ideen und Impulsen die Künstlerinnen und Künstler dazu bewegen, ihre einzigartigen Werke zu schaffen. Als das Muzeum Susch 2018 seine Türen öffnete war die Intention klar formuliert: Dass sich in diesem Dorf, eingebettet in die überwältigende Schönheit des Engadins, ein engagiertes Team von Kurator*innen und Forscher*innen neuen Erzählungen widmen würde, um vergessene oder übersehene Geschichten weiblicher künstlerischer Leistung ans Licht zu bringen und mit experimentellen Ansätzen im Ausstellen von und im Schreiben über die Kunst zu fördern.
Illustriert mit einer Auswahl atmosphärischer Porträts des Muzeums und seiner Umgebung von der renommierten Architekturfotografin Hélène Binet, ist dieses Buch eine Sammlung von Essays, Interviews und einer Kurzgeschichte, verfasst von einer Gruppe brillanter Autor*innen, die auf unterschiedliche Weise Zeit in dem „alpinen Labor“ verbracht haben, welches das Muzeum Susch geworden ist. Die Designhistorikerin Alice Rawsthorn taucht ein in die radikale Vision der Architekten Chasper Schmidlin und Lukas Voellmy, die Ausstellungsräume aus dem harten Fels unter den ursprünglichen Gebäuden herauszuarbeiten; Mareike Dittmer spricht mit Schmidlin über seine Beweggründe; Paweł Goźliński porträtiert Grażyna Kulczyk, während Brian Dillon über die Ursprünge des Gebäudes als Kloster auf einer Pilgerroute meditiert. Die Kunsthistorikerin Kirsty Bell erforscht die matrilinearen Vermächtnisse, die das Programm des Muzeums prägen, und in ihrer Kurzgeschichte spinnt die Schriftstellerin Chloe Aridjis ein magisches Geflecht, inspiriert von der Folklore des Engadins.
Dass das Muzeum Susch über in Stein gehauene Ausstellungsräume verfügt, ist auf vielen Ebenen symbolisch: Es verkörpert die Idee, dass Kunstgeschichte nicht länger festgeschrieben, sondern veränderlich ist und dass Frauen buchstäblich jene Mauern – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne – niederreissen, die sie viel zu lange eingeschlossen haben. In ihrem Essay zitiert Kirsty Bell die visionäre Gründerin des Museums, Grażyna Kulczyk: 'Monografische Präsentationen von Künstlerinnen aus der Vergangenheit erhalten hier eine besondere Intensität – eingebettet in steinerne, jahrhundertealte Wände gewinnen sie eine noch tiefere Resonanz.'
Die erste Ausstellung im Muzeum Susch, 'A Woman Looking at Men Looking at Women', umfasste die Werke von 35 Künstlerinnen und Künstlern und wurde von dem kraftvollen gleichnamigen Essay der Schriftstellerin und Kunsthistorikerin Siri Hustvedt aus dem Jahr 2016 inspiriert, den wir in voller Länge wiedergeben dürfen. In ihrer neuen Einführung erklärt Hustvedt: 'Visuelle Wahrnehmung ist aktiv, nicht passiv, geprägt von Erfahrung und Beobachtung. […] In einer Zeit gefährlicher, reaktionärer und autoritärer Bewegungen auf der ganzen Welt hilft uns das Muzeum Susch, immer wieder neu sehen zu lernen.’"
Jennifer Higgie